Mosaik der Erinnerung / Literatur der Gegenwart
„Die Berichte der Holocaustüberlebenden sind in der Aufarbeitung der jüdischen und deutschen Geschichte durch nichts zu ersetzen. Nur indem wir diese Geschichten als lebendige Realität erhalten, können wir ein Mahnmal für die Generationen der Zukunft schaffen. Nur so können wir gegen das Vergessen, die Verharmlosung und die Wiederholung dieser Taten kämpfen. Das ist unsere Verantwortung“, schreibt Lisa Strauß, die die Geschichte ihrer Großmutter festhält.
Nora Hespers erzählt die ihres Großvaters, die verwoben ist mit der Geschichte ihres Vaters und auch mit ihrer eigenen. "Welche Auswirkungen haben Kontinuitäten nach 1945 auf die Nachkommen unterschiedlicher verfolgter Gruppen?" In welcher Weise hat die Verfolgungszeit der (Groß) Eltern die eigene Lebensgeschichte beeinflusst?
Die Nachkommen der NS-Verfolgten verbinden durch eigene Erfahrungen die Vergangenheit und die Zukunft. Die Enkel*innen- Generation hat häufig mehr über die Großeltern erfahren als ihre Eltern und damit begonnen, die eigenen Erfahrungen zu be- und verarbeiten. Zwei Familiengeschichten, mehrere Recherchejahre, zwei Autorinnen, die mit den Biographien ihrer Angehörigen ein Zeitzeugnis gegen das Vergessen setzen.
„Mosaik der Erinnerung“ ist die neue Reihe des Bundesverbandes. In diesem Herbst werden Nora Hespers und Lisa Strauß, zwei junge Autorinnen aus Köln und Berlin, aus ihren vor kurzem erschienen Werken lesen.
Moderation: Katja Garmasch
Nora Hespers wächst mit vielen Geschichten über ihren Opa auf: den Widerstandskämpfer Theo Hespers, der von den Nazis gejagt und hingerichtet wurde. Ihr Vater erzählt sie bei jeder Gelegenheit. Immer und immer wieder. So oft, dass die jugendliche Nora irgendwann auf Durchzug stellt. Dann verlässt der Vater die Familie, und mit ihm verschwindet auch der Großvater aus ihrem Leben.
Jahre später, Nora Hespers arbeitet inzwischen als freie Journalistin für Hörfunk und TV, wird sie wieder mit ihrem Großvater konfrontiert. Und das zu einer Zeit, in der die freiheitlich-demokratischen Werte, für die er gekämpft hat und für die er gestorben ist, bedroht werden wie lange nicht mehr. Für Nora Hespers ist es der Startpunkt, sich mit der Geschichte ihres Opas auseinanderzusetzen. Doch was kann man aus dem Widerstand damals für das Heute lernen?
Nora Hespers‘ Buch ist eine Auseinandersetzung mit dem Leben ihres Großvaters Theo Hespers. Außerdem ist es die berührende Geschichte einer Wiederbegegnung mit dem Vater – fünfzehn Jahre nachdem er seine Familie über Nacht verließ und sie den Kontakt zu ihm abbrach. Dabei richtet Hespers einen leidenschaftlichen Appell an uns alle: Unsere demokratischen Freiheitsrechte, für die Menschen wie Theo Hespers sich aufgeopfert haben, müssen heute mehr denn je gegen Angriffe von rechts verteidigt werden.
Die Autorin und Journalistin betreibt seit 2014 den für den Grimme Online Award nominierte Podcast „Die Anachronistin“.
Der Eintritt zur Lesung mit Nora Hespers ist frei. Um Anmeldung wird gebeten: info@nsberatung.de