Eine lange Schlange zog sich durch den Hof im Nippeser Clouth-Quartier. Gleich würde hier im KairosBlue Caroline Wahl lesen, der Shooting-Star der Literaturszene. In den letzten Wochen und Monaten tourte die Autorin mit ihrem Debütroman durchs Land: 22 Bahnen, eine Geschichte zweier Schwestern und ihrer alkoholkranken Mutter, eine Geschichte von Fürsorge und Verantwortung, von Selbstbestimmung - und Liebe. Bei uns im Buchladen sind wir Fans dieser berührenden, besonderen Geschichte und so wurde es auch ein gern empfohlenes Buch und rasch ein Lieblingsbuch für viele unserer Kundinnen und Kunden durch alle Altersstufen.
Der Saal war ausverkauft. Ursprünglich sahen wir uns gemütlich im Buchladen. Mitte September war dann das KairosBlue voll und rund 160 Menschen nahmen Platz. Viele Kolleginnen und Kollegen vom DuMont Buchverlag, der nicht weit entfernt ist, waren da, ein großes Hallo.
Bevor es losging, ließen wir Caro Wahl nicht nur einen Stapel ihres Buches signieren, sondern stellten ihr dazu ein paar Fragen. Dass die Autorin selbst gern liest, wissen wir aus Podcasts und Interviews mit ihr.
Wir waren neugierig:
Was passiert beim Lesen mit Dir, was macht es für Dich besonders?
Lesen ist eine Art schöne Realitätsflucht, aber zugleich auch Heimkehr in andere Welten.
Kannst Du Dich noch an eins Deiner ersten selbstgekauften Bücher erinnern?
Hm, „Tintenherz“ habe ich, glaube ich, in der Bibliothek ausgeliehen. Und dann … ja, das sind jetzt nicht die hochtrabendsten Bücher, aber an „Indigosommer“ von Antje Babendererde kann ich mich noch erinnern, an Liebesgeschichten, auch sowas wie „Twilight“ habe ich mir gekauft, die „Tribute von Panem“, so ging es los, dass man richtig überlegt, was man nimmt. Das Taschengeld war begrenzt und ich habe eine Art Casting-Show mit dem Bücherstapel gemacht, eins nach dem anderen flog raus und am Ende nahm ich eins mit: das Top-Buch für Caro.
Was liest Du gerade?
„Nightbitch“ von Rachel Yoder, das ich sehr cool finde.
Gibt es augenblicklich ein Lieblingsbuch, von dem Du denkst, das sollten eigentlich alle lesen?
Nicht so krass, dass es jeder lesen muss, aber zuletzt fand ich Emma Clines „Die Einladung“ sehr gut. Frédéric Schwildens „Toxic Man“ war auch so ein Buch, das mir richtig gut gefallen hat.
Gibt es Bücher, die Du besonders gern verschenkst?
Zuletzt habe ich mehrfach „Liebewesen“ von Caroline Schmitt verschenkt. Weil nicht nur das Buch, sondern auch die Autorin richtig cool ist - und man muss ja auch seine Freund*innen unterstützen! Aber sonst verschenke ich gern immer das, was ich gerade lese. Das sei durchaus mit Erwartungen verbunden, sagt Caro Wahl, weshalb es sie trifft, wenn der oder die Beschenkte das Buch dann nicht oder erst spät liest.
Und schon ging es auf die Bühne, wo uns Caroline Wahl erzählte, dass sie sich in Köln immer wieder sehr wohl fühlt. Da ihr Verlag auch hier beheimatet ist, ist sie öfter hier. Und sie hat ein Herz für „schöne hässliche Städte“, also Städte mit Ecken und Kanten, wo es nicht immer und überall schmuck und pittoresk ist. Unter diesen Vorzeichen konnte es nur ein schöner Abend werden. Nun drücken wir der Autorin die Daumen: „22 Bahnen“ ist nominiert für das Lieblingsbuch der unabhängigen Buchhandlungen. Die Auszeichnung wird auf der Frankfurter Buchmesse am Donnerstag vergeben.
UPDATE: »22 Bahnen« ist das ›Lieblingsbuch der Unabhängigen‹ 2023. Unabhängige Buchhändlerinnen und Buchhändler aus ganz Deutschland haben sich in den vergangenen Wochen an der Wahl beteiligt und mehrheitlich für dieses Buch gestimmt. Auf der Frankfurter Buchmesse wurde der Preis an Caroline Wahl übergeben. Wir gratulieren herzlich!