Das Lesungsjahr ist eröffnet: mit über 160 Menschen im KairosBlue restlos ausverkauft und mit einem famos aufgelegten Ewald Arenz, der von der Liebe las. „Das ist das erste Mal, dass ich Szenenapplaus bekomme bei einer Lesung. Danke!“
Die Stimmung war einfach fabehaft. Der Nürnberger Autor las aus Die Liebe an miesen Tagen, seinem neuen Buch, das jüngst auf Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste sprang. Darüber freuten wir uns mit dem Publikum, in dem auch viele Mitarbeiter*innen aus dem nahen DuMont Buchverlag saßen. So war Ewald Arenz' Lektorin und Programmleiterin Belletristik im DuMont Buchverlag, Annette Weber, anwesend und konnte uns am Ende auf der Bühne noch erzählen, wie es ist, mit Ewald Arenz zusammen an einem Buch zu arbeiten. Und dass sie stets auf der Suche nach Büchern ist, die etwas in einem zum Klingen bringen. Bücher wie die von Ewald Arenz.
Doch nicht allein deshalb war es ein denkwürdiger Abend.
Wir durften Zeuginnen eines Wiedersehens nach vierzig Jahren werden. Vor der Lesung kündigten wir Ewald Arenz einen Überraschungsgast an und baten Johannes Dipping herein. Der hatte kurz vor dem Lesungsabend erfahren, dass Arenz in der Stadt ist. Eine wundervolle Überraschung, denn die Beiden saßen jahrelang nebeneinander in der Schule! Vom 7. bis zum 10. Schuljahr besuchten sie dieselbe Klasse das Heinrich-Schliemann-Gymnasium in Fürth. Danach hatten sie sich aus den Augen verloren. Johannes Dipping hatte das erste Buch von Ewald Arenz unterm Arm und auch Die Liebe an miesen Tagen.
Ewald Arenz signierte und erzählte uns noch die Geschichte seines Füllers: Er gehörte seinem Onkel, dem Bildhauer Ewald Rumpf. Die Tinte indes wird bis auf weiteres die von Schreibwaren Düssel sein, denn Dorothee besorgte sie am Nachmittag noch im Veedel. Und so geht fortan ein Andenken aus Nippes mit auf Lesereise und zu Signierstunden, wie schön!
„Je mehr ich schreibe, desto weniger komme ich zum Lesen.“
Dieses Schicksal teilen vermutlich viele Autoren und Autorinnen mit Ewald Arenz. Doch zuletzt zwang eine Virusinfektion ihn zur Ruhe und da war sie, die Zeit zum Lesen. Der Moment, um tröstliche Lieblingsbücher noch einmal zu lesen: Großer-Tiger und Christian von Fritz Mühlenbeek - ein Jugendbuch-Klassiker der 1920er. Es ist ein Buch, dass Ewald Arenz stets aufs Neue gern liest und ihm wegen seiner großen, warmen Menschenfreundlichkeit am Herzen liegt. Außerdem las er von Werner Bergengruen, Der Großtyrann und das Gericht. Bücher immer wieder zu lesen, das sei wie Heimkommen.
Momentan liest Ewald Arenz ein Buch von Deesha Philyaw, die „Church Ladies“. Es sind Erzählungen und übersetzt aus dem Amerikanischen von Elke Link und Sabine Roth.
Wir fragten den Autor außerdem, welche Bücher oder Autor*innen ihn geprägt haben. Keine Frage, die leicht aus dem Stegreif zu beantworten ist. Doch dann fiel rasch der Name Tucholsky. Kurt Tucholsky, ein Vorbild in Stil, Witz und Leichtigkeit in der Tiefe. Und nach kurzem Überlegen und einzelnen Zeilen nachspürend zitierte Ewald Arenz Der Pfau - leicht ironisch und glitzernd schön:
Ich bin ein Pfau.
In meinen weißen Schwingen
fängt sich das Schleierlicht der Sonne ein.
Und alle Frauen, die vorübergingen,
liebkosten mit dem Blick den Silberschein.
Ich weiß, daß ich sehr schön bin.
Meine Federn
auf meinem Kopf stell ich oft kapriziös ...
Ich hab das weißeste von allen Pfauenrädern;
ich bin sehr teuer, selten und nervös.
Ich habe leider ziemlich große Krallen,
und wenn ich fliege, sieht es kläglich aus.
Doch, wer mich liebt, dem werde ich gefallen,
und alle Welt steht vor dem Vogelhaus.
Klug bin ich nicht. Klugheit ist nicht bei allen,
viel liegt nicht hinter meiner Vogelstirn.
Ich will gefallen – immer nur gefallen –
Ich bin ein schöner Pfau. Ich brauche kein Gehirn.
Nur singen darf ich nicht. Das ordinäre
Gekrächz ist nicht zu sehen – wie mein Bildnis zeigt.
Ich bin ein Pfau.
Und eine schöne Lehre:
Wer dumm und schön ist, setzt sich. Siegt. Und schweigt.
Und wo wir schon bei der Lyrik sind, fragten wir noch nach einem möglichen Lieblingsdichter, einer Lieblingsdichterin abseits von Tucholsky. Die Antwort verwundert nicht: Mascha Kaléko.
Dann war es schon höchste Zeit für die Lesung.
Ein bis auf den letzten Platz besetzter Saal war in gespannter Erwartung. Und wir erlebten einen wundervollen Abend. Beglückt über unseren Lesungsauftakt freuen wir uns auf alles, was da kommt. Im Hintergrund planen wir weitere Lesungsabende. Es bleibt schön, soviel ist gewiss! Abonnieren Sie unseren Newsletter, in dem wir sie ankündigen werden. Einstweilen freuen wir uns auf Sie und auf Euch im Buchladen. Die Bücher von Ewald Arenz haben wir da und viele weitere, die wir frohen Herzens empfehlen können, auch.