Viel ist in den vergangenen Wochen in den deutschen Feuilletons über den ersten Roman von Judith Hermann geschrieben worden – und das sollte am besten schnell wieder vergessen werden. Die Verrisse eitler Oberseminar-Absolventen wird diesem Prosastück mit seiner kühlen Sprache in keiner Weise gerecht. Hermann versteht es, den Leser in ihren Bann zu ziehen und schlägt einen Subtext an, der noch lange nach Beenden der Lektüre nachhallt. Großartig!
Stella und Jason sind verheiratet, sie haben eine Tochter, Ava, sie leben in einem Haus am Rand der Stadt. Ein schönes, einfaches Haus, ein kleiner Garten, ein alltägliches ruhiges Leben, meist ohne Jason, der viel arbeitet.
Aber eines Tages steht ein Mann vor der Tür dieses Hauses, ein Fremder, jemand, den Stella nie zuvor gesehen hat. Er sagt, er wolle sich einfach einmal mit ihr unterhalten, mehr sagt er nicht. Stella lehnt das ab. Der Fremde geht und kommt am nächsten Tag wieder, er kommt auch am Tag darauf wieder, er wird sie nicht mehr in Ruhe lassen. Was hier beginnt, ist ein Albtraum, der langsam, aber unbeirrbar eskaliert.
In einer klaren, schonungslosen Sprache und irritierend schönen Bildern erzählt Judith Hermann vom Rätsel des Anfangs und Fortgangs der Liebe, vom Einsturz eines sicher geglaubten Lebens.