Wie den Tod einer Mutter fassen? Nora Gomringer schreibt sie uns herbei und sich ihr hinterher, einer faszinierenden Persönlichkeit: Nortrud Gomringer. Stets präsent: Eugen Gomringer, Miterfinder der konkreten Poesie. Allesamt komplexe Persönlichkeiten und dazwischen, hinterdrein und manchmal vorneweg die Tochter. Zwischen starrer Trauer, heißer Wut und mitunter bizarrem Witz, bitterem Schmerz und inniger Liebe ist Nora Gomringer ein außergewöhnliches Buch über eine nicht minder außergewöhnliche Frau gelungen.
Sie hinterlässt drei Kinder und einen Bindestrich. Sie hinterlässt mir ihre Freundinnen, ihre Bibliothek, ihr Unbehagen. Ich schreibe ihr hinterher als vermissende Tochter, als wütende Frau, als verstummte Dichterin und wundere mich, wie wenig sie sich beschwören lässt, wenn ich es will. Sie hat sich — nun himmlisch — endlich emanzipiert. Ich schreibe über meine mannigfaltige Mutter, ihre Weisheit und Komik, ihren Mann, die Sache mit den Meerschweinchen und mich.