Ein weiterer autobiografischer Roman mit Reflexionen über die Kindheit eines "Gastarbeiterkindes" in der BRD der 70er und 80er Jahren. Da der Autor jedoch aus einer bosnischen-kroatischen Familie stammt, ist es ein ganz anderer Blick auf unsere vertraute Kindheit, die vielleicht nur Dallas und die Schultüte als Gemeinsamkeit hat. Trotz seines nüchternen fast distanziert wirkenden Erzählstils ist es eine packende Geschichte, die einen nicht mehr loslässt. Grabovac gelingt das Kunststück trotz schwierigster, auch brutaler und zutiefst sozial ungerechter Umstände, kein Opfer zu sein, sondern erzählt mit unglaublichem Verständis für alle Beteiligten seine persönlichen Erfahrungen. Großartig!
Smilja schuftet als Gastarbeiterin in der Schokoladenfabrik, ihr Mann Emir, ein feierfreudiger Kleinganove, landet später im berüchtigten Gefängnis Goli Otok in Jugoslawien. Nach der Geburt ihres Sohnes Alem trifft Smilja eine folgenschwere Entscheidung: Ihr Baby wächst bei einer strengen deutschen Pflegefamilie mit sieben eigenen Kindern auf. Jedes zweite Wochenende aber verbringt der Junge mit seiner Mutter und ihrem neuen gewalttätigen Freund im Frankfurter Bahnhofsmilieu. Erst als Erwachsener macht sich Alem auf die Suche nach seinem leiblichen Vater.
Alem Grabovac erzählt die erschütternde Geschichte eines extremen Aufwachsens, ungeschönt und ohne Wertung.