In seinem kunstvoll konstruierten Roman erzählt Jonathan Coe die Geschichte dreier Generationen von Frauen. Eines Tages, während der Arbeit im Garten, erfährt Gill, die Protagonistin der Rahmenhandlung, dass ihre Tante Rosamond mit 73 Jahren überraschend gestorben ist. Im Haus der Verstorbenen findet Gill heraus, dass Tante Rosamond Selbstmord begangen hat, mit einer Überdosis Diazepam und einigen Schlucken torfigen Malt-Whiskys.
Zuvor allerdings hatte die alte Dame noch stundenlang Tonband-Kassetten besprochen. Neben diesen Kassetten, vier an der Zahl, findet Gill ein DIN-A5-Blatt mit ein paar handschriftlichen Zeilen. Die Aufnahmen seien für eine Frau namens Imogen bestimmt, steht da zu lesen, Gill möge diese Frau ausfindig machen und ihr die Kassetten zukommen lassen. Falls das nicht möglich sei, dürfe sie sich die Kassetten auch selbst anhören.
Am Anfang steht eine Frau namens Ivy, eine relativ wohlhabenden Farmerin aus Shropshire, die das Tennis- und das Bridgespiel liebt, die ihre geliebten Söhne und ihre Hunde verzärtelt und ihre Tochter - wie es vorkommen soll - unentwegt demütigt und auf grausame Weise herabsetzt.
Die Handlung beginnt in den frühen Vierzigern, zur Zeit des Krieges. Und auf kunstvolle Weise beschreibt Coe, wie sich die Lieblosigkeit der Mutter ihrer Tochter gegenüber von Generation zu Generation fortsetzt, bis in unsere Tage hinein. Wie nebenbei entwickelt sich auch eine farbige Geschichte der englischen Alltagskultur, von den grauen, entbehrungsreichen Jahren des Kriegs bis zur grellbunten Selbstverwirklichungs-Manie der späten Sechziger. Ein schönes, ein schwermütiges Buch, ein Buch, das einen melancholisch zurücklässt.