In ihrem Roman rückt Jane Rhys einen englischen Klassiker in einen neuen Deutungshorizont: Die weite Sargassosee entwirft die tragische Vorgeschichte von Rochesters Ehefrau aus Jane Eyre, in der diese nicht länger als ein Monstrum und Auswuchs viktorianischer Ängeste erscheint, sondern als Opfer einer kommerziellen, dekadenten kolonialen Gesellschaft. Rhys gehört daher in einem Atemzug mit postkolonialen Autoren wie Naipul und Ondaatje genannt. Selten wurde der Kanon so lesenswert umgeschrieben.
Jamaika, Anfang des 19. Jahrhunderts: In einem alten Herrenhaus wächst Antoinette Cosway in einer Zwischenwelt heran. Auf der einen Seite die schwarzen Dienstboten, ihre Lieder und Rituale, auf der anderen Seite die weißen Plantagenbesitzer. Es ist eine Zeit des Umbruchs, die Sklaverei wurde gerade abgeschafft, die schwarze Bevölkerung begehrt erstmals gegen die ehemaligen Herren auf. Antoinette heiratet einen jungen Engländer, den Mr Rochester aus Charlotte Brontës Klassiker Jane Eyre, doch die Beziehung wird durch Gerüchte über den Wahnsinn in ihrer Familie, durch seine hohen Ansprüche und ihre innere Zerrissenheit überschattet. Schließlich zwingt ihr Mann sie, die Insel zu verlassen und mit ihm nach England zu gehen. Dort lebt Antoinette als Gefangene in seinem großen Herrenhaus und verliert zunehmend den Verstand. Sie wird zu der verrückten Frau auf dem Dachboden.