„’Nicht, dass diese Welt nicht schön wäre, sie ist nur unerträglich’“. Karen Duve widmet sich in ihrem neuen Roman der deutschen Dichterin Annette von Droste-Hülshoff (1797-1848) - konzentriert sich dabei auf die Jahre 1817-1820. Ein adeliges Fräulein, neugierig und begabt, lernt einen jungen, nicht standesgemäßen Studenten aus Göttingen kennen, den sie aber als seelenverwandt empfindet. Eine unerbittliche Intrige ruiniert die Frau gesellschaftlich. Ein genauer Blick auf ein Zeitalter des bürgerlichen Aufbruchs, das in der Zurichtung weiblichen Lebens gnadenlos war. Duve gelingt ein historischer Roman voller Ironie - lakonisch virtuos erzählt!
Karen Duves so lakonischer wie gnadenlos sezierender Roman über die junge Dichterin Annette von Droste-Hülshoff und die Welt der letzten Romantiker, die deutsche Märchen sammelten, während die gute alte Ordnung um sie herum zerfiel. Das Porträt einer jungen Frau in einer Welt, in der nichts so blieb, wie es war.
Fräulein Nette ist eine Nervensäge! Dreiundzwanzig Jahre alt, heftig, störrisch und vorlaut, ist sie das schwarze Schaf, das nicht in die Herde ihrer adligen Verwandten passen will. Während ihre Tanten und Cousinen brav am Kamin sitzen und sticken, zieht sie mit einem Berghammer bewaffnet in die Mergelgruben, um nach Mineralien zu stöbern. Die Säume ihrer Kleider sind im Grunde immer verschmutzt! Das Schlimmste aber ist ihre scharfe Zunge. Wenn die Künstlerfreunde ihres Onkels August nach Bökerhof kommen, über Kunst und Politik sprechen, mischt sie sich ungefragt ein. Wilhelm Grimm bekommt bereits Panik, wenn er sie nur sieht.
Ein Enfant terrible ist sie, wohl aber nicht für alle. Heinrich Straube, genialischer Mittelpunkt der Göttinger Poetengilde, fühlt sich jedenfalls sehr hingezogen zu der Nichte seines besten Freundes. Seine Annäherungsversuche im Treibhaus der Familie bleiben durchaus nicht unerwidert. Allerdings ist er nicht der einzige. Was folgt ist eine Liebeskatastrophe mit familiärem Flächenbrand.
Historisch genau, gnadenlos entlarvend und so trocken-lakonisch und bitter-ironisch geschrieben, wie es nur Karen Duve kann.