Knapp 150 Seiten Text, unterteilt in zwölf Kapitel, jedes überschrieben mit einem Tages genauen Datum. Erzählt wird die Geschichte einer Familie über drei Generationen von 1908 bis 2008. Die Handlung spielt in der provinziellen Welt des Cantal und in Paris. Kurz nach dem Ersten Weltkrieg beginnt der Schüler Paul eine Affäre mit der sechzehn Jahre älteren Krankenschwester Gabrielle. Der so gezeugte Sohn wächst bei Gabrielles Schwester Hélène und deren Familie auf. Seine Mutter erzählt André nur einmal in ihrem Leben von Paul. Ein Text, der um das Unvollständige, die Leerstellen und Lücken kreist und seinen Figuren ihr Geheimnis belässt. Präzise und poetisch zugleich!
Die Übersetzung kommt aus dem Französischen von Andrea Spingler.
Die Familie birgt ein Geheimnis, das Geheimnis um Andrés Vater, das der Sohn in dem Moment aufzudecken beginnt, da er selbst Vater wird. André ist der Sohn von Gabrielle und Paul. Die beiden sind sich 1919 im Krankenzimmer des Gymnasiums von Aurillac begegnet, Gabrielle als Krankenschwester, Paul als sechzehn Jahre jüngerer Internatsschüler. Gabrielle strebt aus der provinziellen Enge fort und folgt Paul nach Paris, obwohl sie weiß, dass die Beziehung nicht andauern kann. Als sie schwanger wird, erfährt Paul nichts davon. André wächst behütet in der Familie von Gabrielles Schwester Hélène und ihrem Mann Léon mit ihren fröhlichen Töchtern auf – und doch bleibt die Vaterstelle leer.
Der Roman ist kunstvoll aufgebaut. Zwölf Kapitel, jedes mit einem Datum überschrieben, verschränken sich zu einer Familiengeschichte über drei Generationen und hundert Jahre, 1908 bis 2008. In jedem wird eine Begebenheit ausgebreitet und durch vorgreifende Gedanken, Erinnerungen in den Zusammenhang gestellt. Lafons Erzählung ist von einer tiefen Zärtlichkeit für ihre Figuren getragen. Man ist mittendrin in ihrer Welt zwischen dem hoch gelegenen Dorf im Cantal, der Provinzstadt im Lot und dem fernen Paris, spürt der Veränderung der Lebensverhältnisse nach.