Eine packende Geschichte, bei der nicht nur die Frage, was Michael hinter der Tür seiner Nachbarn erwartet, für Spannung sorgt. Der Autor versteht es, den Effekt globaler Probleme im alltäglichen Leben seiner Protagonisten meisterhaft zu schildern. Besonders gekonnt sind die Passagen zum amerikanischen Drohnenkrieg. Die besondere Leistung Sheers' ist es jedoch, dass er seine Geschichte selbstreflexiv anlegt und im Roman die Frage aufwirft, ob ein (literarisches) Werk sich selbst genügt, oder ob es einen Leser benötigt, der es mit Sinn erfüllt. Das rückt auch das Ende der Geschichte in einen spannenden Deutungshorizont. Literatur als vermeintlich zweckfreies Moment wird hier zum performativen Akt. Ziemlich genial!
Nach dem tragischen Tod seiner Frau Caroline, die als Journalistin bei einem Auslandsdreh in Afghanistan ums Leben gekommen ist, erträgt Michael es nicht länger im gemeinsamen Heim in Wales. In dem Versuch, ein neues Leben zu beginnen, zieht er nach London, wo er auf die Nelsons trifft: Josh, Samantha und ihre zwei Töchter wohnen im Haus nebenan, und aus einer Zufallsbekanntschaft wird schnell – allzu schnell? – eine intensive Freundschaft. Michael geht bei den Nelsons wie selbstverständlich ein und aus, bis er eines Samstagnachmittags ihre Hintertür halb offen stehend vorfindet. In dem Gefühl, dass etwas nicht stimmt, betritt er das augenscheinlich leere Haus ... und setzt damit eine Folge von Ereignissen in Gang, die ihrer aller Leben schlagartig und auf immer verändern wird.
Ein tiefgreifender, packender Roman über Verlust, Schuld und die heimtückische Natur von Geheimnissen.