Kann man diesen Satz bitte ausdrucken und überall im Leben verteilen? Ich schicke Ihnen die Geschichte zum Titel und dann erschließt sich, wieso das neue Buch von Navis Kermani mein Buch des Monats ist. Den Titel zum Buch fand Kermani freilich in den Memoiren seines eigenen Grossvaters – in einer dort notierten kleinen Geschichte des Mystikers Abu Said (967–1049): Als der Erleuchtete für eine Predigt nach Tus im heutigen Iran reiste, drängten sich die Gläubigen derart in der Moschee, dass der Platzanweiser in seiner Verzweiflung ausrief: «Jeder soll von da, wo er ist, einen Schritt näher kommen.» Darauf schloss Abu Said die Versammlung und sagt: «Alles, was ich sagen wollte und sämtliche Propheten gesagt haben, hat der Platzanweiser bereits gesagt.»
"Als er im Krankenhaus lag, sollte ich Opa versprechen, dich den Islam zu lehren, wenn er nicht mehr da ist, unseren Islam, den Islam, mit dem ich aufgewachsen bin." So beginnt ein Vater Abend für Abend seiner Tochter zu erzählen – nicht nur von seiner eigenen Religion, sondern von dem, was alle Gläubigen eint, von Gott und dem Tod, von der Liebe und der Unendlichkeit um uns herum. Dieses sehr persönliche Buch ist nicht nur Verzauberung und literarisches Meisterstück, sondern ein wahrer Erkenntnisgewinn, gerade weil Navid Kermani auch ins Dunkle zu schreiben wagt und damit seiner, unserer Ratlosigkeit einen Ausdruck gibt. Und weil seine Sprache, seine Offenheit, sein Wissen aus zwei Kulturen einzigartig sind, so hell und so tief.