Wer Bücher liebt, wird von diesem Roman begeistert sein, denn der Leser findet sich wieder in einem Netz voll raffinierter literarischer Anspielungen – vom Herrn der Ringe über Borges' Bibliothek von Babel bis zu Roland Barthes' Lust am Text. Doch nicht eitle Literaturreferenz ist Kern des Textes, sondern die Frage, welche Lebensform die beste sein kann. Ein unerhört aktuelles Buch.
Winter 2029/30. Deutschland hat nach neun Jahren Juntaherrschaft vier Jahre Übergangsregierung unter englischer Führung hinter sich. Das ehemalige Regierungsgelände in Berlin ist Niemandsland. Doch hat sich dort inzwischen ein bunter Haufen von Menschen angesiedelt, die ihr Utopia leben: intelligent, gebildet, die meisten vernetzt durch den Widerstand während der Juntazeit: ein Gärtner, ein Geigenbauer, ein anarchistischer Lektürezirkel, das Restaurant Le plaisir du texte. Nun soll dort aucheine Bibliothek eingerichtet werden – für deren Aufbau ist Ulrich Anders nach Berlin gekommen, der Erzähler des Romans.
Doch der Zustand glückseliger Freiheit ist bald bedroht: Aus den verlassenen U-Bahn-Schächten heraus unternimmt die Junta einen neuen Putschversuch. Eine Drahtzieherin scheint die schöne Witwe des Juristen der Junta zu sein, dessen Bibliothek Ulrich gekauft hatte. Und an was für einem geheimnisvollen Programm arbeitet Ulrichs Freundin, die Softwareentwicklerin Eleanor Rigby?
Jochen Schimmang gibt dem Möglichkeitssinn Zunder und entwirft ein Deutschland der Zukunft, in schönster postmoderner Tradition: pure Lust am Text! Aber Neue Mitte ist auch ein spannender Politthriller, der das eigene Genre aufs Korn nimmt und ganz nebenbei Roland Barthes’ Frage "Wie zusammen leben?" zu beantworten sucht.