Der einzige Roman des queeren chilenischen Performance-Künstlers, Schriftstellers und Aktivisten Pedro Lemebel (1952-2015) aus dem Jahre 2001 liegt nun endlich in deutscher Übersetzung vor.
Das Buch erzählt von einem alternden Schwulen, der nur die "Tunte von der Front" genannt wird und sich in einen jungen linken Aktivisten verliebt, der 1986 ein Attentat auf den chilenischen Diktator Augusto Pinochet vorbereitet. Abwechselnd lesen wir Szenen aus dem Haushalt des Diktators, der schwer genervt ist von seiner ewig plappernden Ehefrau.
Aus dem Spanischen von Matthias Strobel.
Im Frühjahr 86 stehen die Zeichen auf Sturm, Augusto Pinochets Macht bröckelt: Proteste, brennende Reifen in den Straßen Santiagos, Stromausfälle, Revolutionsaufrufe im Radio. Nur die weltvergessene Heldin dieser Geschichte, nicht mehr jung, nicht mehr Mann, hat bloß Augen für Carlos, den bildhübschen Studenten, der trotz ihrer Stoppeln im Gesicht, ihrer Armut, ihrer grellen Art immer näherkommt. Sie stürzt sich vollends in die Hoffnung, singt Liebeslieder, lacht und phantasiert, doch vergebens. Denn wer hat die Macht, wer bestimmt die Grenzen, zwischen oben und unten, zwischen Mann und Frau? Sie ganz sicher nicht. Und so bleibt ihr allein der Widerstand, auf der Zunge und im Herzen.
In farbiger, kräftiger, brillanter Sprache erzählt Pedro Lemebel eine Geschichte von politischer Militanz und sexueller Dissidenz. Torero, ich hab Angst ist bedeutende queere Weltliteratur. Ein bissiges Werk der Befreiung von Repression und Unfreiheit.