Anfang Mai 1951 kaufte sich Ré Soupault in Avignon ein Vélosolex (ein Fahrrad mit Hilfsmotor) und fuhr los. Sie fährt damit nach Basel, wo sie Mitte Juni eintrifft. Am 8. September bricht sie auf zu einer Reise durch das vom Krieg zerstörte Süddeutschland. Im Gepäck: ihre Reiseschreibmaschine.
Ihr Reisetagebuch protokolliert die Reise zu Orten wie Wittlich in der Moseleifel, Frankfurt, Stuttgart und München. Die Reisen auf dem Vélosolex lässt die Bauhaus-Schülerin, Übersetzerin und Fotografin Ré Soupault die Zerstörungen Deutschlands und die Stimmung im Land unmittelbar erleben. Dazwischen Pannen, die Suche nach Übernachtungsplätzen und Begegnungen mit Menschen, die das Kulturleben im Nachkriegsdeutschland wiedererweckten.
Eine faszinierende Zeitreise.
Am 16. Oktober 1951 ist Ré Soupault – nach 1.500 Kilometern Reiseweg – zurück in Basel. Ihr Tagebuch ist die Zeitkapsel einer Reise durch das vom Krieg zerstörte Elsass, Saarland und Süddeutschland. Mit einem Velosolex, einem motorisierten Fahrrad, das einen klappbaren Zweitakt-Hilfsmotor besaß, hatte sie sich nach einem Besuch bei Verwandten in Rheinland-Pfalz auf den Weg zu geschäftlichen Terminen nach Stuttgart und München gemacht.
Die Reisegeschwindigkeit des Velosolex lag bei 15 bis 20 Stundenkilometern. Preiswert war es, da eine Zwei-Liter-Mischung aus Öl und Benzin für 300 Kilometer reichte. Es hatte keinen Tacho, keinen Rückspiegel, keine Federung, keine Satteltaschen. Ihr wichtigstes Gepäckstück trug Ré Soupault dennoch stets bei sich: ihre Reiseschreibmaschine. Mit ihr hielt sie ihre Reise fest, die Begegnungen auf der Landstraße, die Suche nach Übernachtungsmöglichkeiten, ihre Arbeit beim Süddeutschen Rundfunk, die Theaterabende in Stuttgart, bei denen sie Lil Dagover kennenlernte. Ihre herbe Beschreibung Münchens und seiner vollen Biergärten, ihre Landschaftseindrücke zeichnen das Bild eines immer noch zerstörten Deutschlands, das verzweifelt auf der Suche nach einer neuen Identität ist. Und immer wieder hört sie in sich hinein, von Selbstzweifeln geprägt, was dieser unmenschliche Krieg mit ihr, der Deutschen, der Antifaschistin, durch ihre Eheschließung mit Philippe Soupault zur Französin geworden, angestellt hat.
Das Reisetagebuch einer außerordentlich mutigen Frau, die 1951 auf einem Velosolex das Land erfährt.
Ihre Fahrt führt sie von Basel über Sélestat – Colmar – Saverne – Sarre Union – Sarreguemines – Saarbrücken – Schmelz-Bettingen – Dillingen – Trier – Wittlich – Kirchberg – Bingen – Stuttgart – Ulm – Günzburg – Augsburg – München – Landsberg/Lech – Kaufbeuren – Kempten – Immenstadt – Oberstdorf – Sonthofen – Lindau – Meersburg – Engen – Donaueschingen – Neustadt – Titisee – Feldberg – Lörrach nach St. Louis (bei Basel).