Zugegeben: Die Romane Sibylle Bergs muten dem Leser einiges an harter Lektüre-Arbeit zu. Nicht anders ist es mit Vielen Dank für das Leben. Das sollte aber kein Grund sein, um um Berg einen großen Bogen zu machen. Denn unter der zynischen Oberfläche verbirgt sich in dieser Erzählung der bundesdeutschen Geschichte eine zutiefst menschliche Botschaft und ein Plädoyer für das Gute im Leben. Große Literatur.
Toto ist ein Wunder. Ein Waisenkind ohne klares Geschlecht. Zu dick, zu groß, im Suff gezeugt. Der Vater schon vor der Geburt abgehauen, die Mutter bald danach. Und doch bleibt Toto wie unberührt. Im kalten Sommer 1966 geboren, wandelt er durch die DDR, als ob es alles noch gäbe: Güte, Unschuld, Liebe. Warum, fragt er sich, machen die Menschen dieses Leben noch schrecklicher, als es schon ist? Toto geht in den Westen, wo der Kapitalismus zerstört, was der Sozialismus verrotten ließ. Nur zwei Dinge machen ihm Hoffnung – das Wiedersehen mit Kasimir und sein einziges Talent: das Singen. Es führt Toto bis nach Paris.